Projekte

Mit Unterstützung der DGfE konnten junge Mitglieder Forschungsprojekte abschließen oder im Rahmen des Fellowship Epileptologie Einblicke in andere Labore oder Epilepsiezentren gewinnen. Hier finden Sie Erfahrungsberichte zu diesen Projekten:


Otfrid Foerster Stipendium 2023:

Assoziation des Resektionsausmaßes von kortikaler Amygdala sowie Subregionen innerhalb des piriformen Kortex mit postoperativer Anfallsfreiheit bei Patienten mit Temporallappenepilepsie

 

Im Rahmen des durch das Otfrid Förster Stipendium geförderten Projektes habe ich den Zusammenhang resizierter mesiotemporaler Strukturen mit dem postoperativen Outcome nach ATL-Resektion oder SAHE beschäftigen können.

Hierbei legten wir den Fokus auf den piriformen Kortex (PC).  In bisherigen Studien, in denen eine häufigere Anfallsfreiheit bei Resektion größerer PC-Volumina beobachtet worden war, war der PC manuell auf einem 3D-T1 Bild definiert worden. In diese pragmatische Definition des PC schlossen frühere Autoren auch Teile der olfaktorischen Amygdala ein.

In unserer Studie sollte die Frage geklärt werden, ob die o.g. Ergebnisse mit einer datengetriebenen, objektiveren Definition des PC reproduziert werden können. Weiterhin wurde untersucht, ob hierbei gegebenfalls das Resektionsausmaß einzelner Subregionen des PC besonders mit Anfallsfreiheit assoziiert ist. Letztlich untersuchten wir, ob eine Resektion der kortikalen Amygdala allein, welche in bisherigen Studien als Teil des PC gesehen wurde, mit einem postoperativen ILAE I Outcome assoziiert ist.

Da der piriforme Kortex mittels strukturellem MRT nur unzureichend von umgebenden Arealen grauer Substanz abzugrenzen ist, generierten wir in einem ersten Schritt eine auf Konnektivitäts-Daten basierte Definition des piriformen Kortex. Dieser konnte so von der Amygdala, einschließlich ihrer kortikalen Subregionen, differenziert werden. Zudem stellten sich Subregionen innerhalb des PC dar, welche vorherige histologische Untersuchungen in Teilen bestätigen konnten. Diese Studie ist unter dem Titel The connectivity-based architecture of the human piriform cortex bereits veröffentlicht (https://doi.org/10.1016/j.neuroimage.2024.120747) und die generierten Parzellierungen des PC sind online frei verfügbar.

 

Ein Bild, das Entwurf enthält. Automatisch generierte Beschreibung

Abb 1. Untersuchte Subregionen des piriformen Kortex hinsichtlich der Assoziation zwischen dem Resektionsausmaß und postoperativer Anfallsfreiheit. Cyan=frontaler PC, blau = anteriorer PC, weiß = dorso-temporaler PC.

 

In einem nächsten Schritt wurden die erhaltenen Subregionen des PC genutzt, um bei 33 operierten Patienten mit mesialer Temporallappenepilepsie die Assoziation der Resektion einzelner Areale mit einem ILAE I Outcome zu untersuchen (unveröffentlichte Ergebnisse). Hier bestätigte sich die Assoziation zwischen Resektionsausmaß innerhalb des PC und ILAE I- outcome, und zwar insbesondere in seinen anterioren Anteilen, welche dahingehend zuvor nicht explizit untersucht worden waren. Das Resektionsausmaß in der Amygdala und im Hippocampus war hingegen nicht mit Anfallsfreiheit vergesellschaftet. Für das gesamte Resektionsvolumen und weitere Confounder wurde in einem linearen Modell korrigiert.

Zusammenfassend zeigten wir in einer kleinen, gut phänotypisierten Kohorte, dass die Resektion rostraler Anteile des piriformen Kortex mit dem postoperativen ILAE-Outcome assoziiert sein könnte.

Dr. med. Felix Zahnert


Netzwerk “Multizentrische Studien in der Epileptologie” (MuSE) - erstes Herbsttreffen 2023

 

Am 24./25. November 2023 fand im Epilepsiezentrum Bethel (Bielefeld) das erste Herbsttreffen des Netzwerks "Multizentrische Studien in der Epileptologie" (MuSE) statt. Das Netzwerk hatte sich auf der Dreiländertagung Epilepsie im März 2023 in Berlin gegründet und will eine Plattform für die Entwicklung und Organisation multizentrischer Forschungsprojekte in der deutschsprachigen Epileptologie sein.

Zielgruppe für MuSE sind wissenschaftlich Tätige aus allen Bereichen der Epileptologie von der Grundlagenforschung bis zur Klinik, von der Pädiatrie bis zum Erwachsenenbereich, ärztlicher und nicht-ärztlicher Profession. Geplant sind zwei Präsenztreffen pro Jahr: im Frühjahr für einen halben Tag bei der jeweiligen Epilepsie-Jahrestagung, und im Herbst für zwei halbe Tage (Freitagmittag bis Samstagmittag) an wechselndem Ort. Für den Austausch zwischen den Treffen wird eine Online-Plattform etabliert. Das Netzwerk will unabhängig von Zuwendungen durch die Industrie sein und sich an die nationalen epileptologischen Fachgesellschaften anbinden. MuSE will nicht in Konkurrenz zu etablierten Gruppen und Netzwerken treten, sondern mit diesen kooperieren.

Beim Herbsttreffen in Bielefeld versammelten sich über 30 Forschungsinteressierte aus Deutschland, der Schweiz und Österreich. Zahlenmäßig waren die Bereiche Neurologie, Neuropädiatrie und Psychologie am stärksten vertreten, ergänzt durch Humangenetik, Medizintechnik und Neurochirurgie. Insgesamt wurden 16 Forschungsprojekte vorgestellt und diskutiert. Teils handelte es sich um bereits laufende Studien, teils um Vorhaben in konkreter Vorbereitung und teils um erste Projektskizzen. Die Themen reichten von Genetik über Elektrophysiologie, Neuropsychologie, Pharmakotherapie und Epilepsiechirurgie bis hin zur Edukation; die Formate umfassten Online-Umfragen, Registerstudien und randomisiert-kontrollierte Therapiestudien. Wie erhofft war der Austausch lebendig und konstruktiv, und das Feedback in der abschließenden Reflexion durchweg positiv.

Das nächste MuSE-Treffen wird am Vormittag des 12. Juni 2024 in Offenburg stattfinden, unmittelbar vor der Eröffnung der 62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen; für weitere Informationen steht das Organisationsteam gerne zur Verfügung.

 

Elisabeth Kaufmann (München)

Thomas Cloppenborg (Bielefeld)

Johannes Lang (Erlangen)

Bernd Vorderwülbecke (Berlin)

Johann Philipp Zöllner (Frankfurt a. M.)


Fellowship Epileptologie im Centre Hospitalier Universitaire in Grenoble, Herbst 2022

Frau Dr. Panagiota Tsalouchidou vom Epilepsiezentrum Hessen, Marburg hatte dank der Unterstützung des DGfE Fellowship Epileptologie die Möglichkeit, von September 2022 für 4 Monate in der Epilepsieeinheit des Centre Hospitalier Universitaire de Grenoble zu hospitieren.

Dr. Pania Tsalouchidou (vorne) mit dem Team aus Grenoble.  (Foto: privat)

Ein Statement von Frau Dr. Tsalouchidou

"Prof. Philippe Kahane, Dr. Lorella Minotti und das Epilepsie-Team in Grenoble haben mich sehr herzlich in allen Aspekten ihrer klinischen Tätigkeit eingeladen. Ich hatte die Möglichkeit, bei der prächirurgischen Abklärung von Patienten mit pharmakoresistenter Epilepsien  mit Schwerpunkt der Abklärung mittels stereo-EEG zu hospitieren. Während dieser Zeit konnte ich an den Elektrodenplanung, intraoperativen Elektrodenimplatationen, den Stimulation, der  Thermokoagulation teilnehmen und die Entscheidungsprozessen mit erleben. Es war eine wertvolle Erfahrung und ich bedanke mich ganz herzlich für Möglichkeit der Unterstützung durch das Fellowship Epileptologie der DGFE."