Wer grundlegendes medizinisches Wissen über die Krankheit Epilepsie und ihre Anfallssymptomatik sucht, wird sinnvollerweise in neurologischen bzw. epileptologischen Fachbüchern nachsehen. Wer aber statt dessen oder zusätzlich an den Auswirkungen epileptischen Geschehens auf den psychischen, psycho-sozialen, emotionalen, möglicherweise auch spirituellen und metaphysischen Bereich des Betroffenen selbst und der Menschen in seinem Umfeld interessiert ist, der sollte dem epileptischen Motiv in der schön-geistigen Literatur nachgehen. In dem hier empfohlenen Buch wird in 23 Beiträgen (von 18 zeitgenössischen Autorinnen und Autoren) aufgezeigt, wie nicht-ärztliche Dichter und Schriftsteller aus verschiedenen Jahrhunderten (von Apuleius bis zu Thomas Mann) in ihren Werken – Biografien, Romane, Novellen, Gedichte – die Krankheit Epilepsie und ihre individuellen und sozialen Auswirkungen nachempfinden, deuten und literarisch verarbeiten. Auch die drei Herausgeber sind mit je zwei ausführlichen Beiträgen unter den Autoren vertreten.
Der Blick in diese auf epileptisches Geschehen fokusierte ungewöhnliche Belletristik-Thematik zeigt Epilepsie und Epilepsiegeschichte aus einer ganz anderen, nur wenig medizinisch geprägten Perspektive; er offenbart manchem Leser möglicherweise einen neuen und ungewohnten, aber sehr bedeutsamen Aspekt dieser besonderen Krankheit. Eine erstaunlich umfangreiche Auflistung schön-geistiger Literatur, in der das Epilepsie-Motiv gefunden werden kann, beschließt das Buch.
Dietrich von Engelhardt, Hansjörg Schneble, Peter Wolf (Hrsg.)
“Das ist eine alte Krankheit” – Epilepsie in der Literatur
Schattauer, Stuttgart, 2000
ISBN 3-7945-2097-1
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